GASTFREUNDSCHAFT

Während meiner Reise nach Frankfurt letzte Woche verbrachte ich die Nächte auf diesem schönen Bett. Schöner als ein Hotel je sein könnte; gerade auch, weil es den Charme des Privaten beherbergt.

Ich schätze es sehr, wenn Freunde und Bekannte ihre Türe öffnen und ich Teil ihres Lebens werden darf.
Wenn die Einladung von Herzen kommt; sich sogar ein Stückchen Schokolade auf dem Handtuch für den süßen Genuss befindet. Einer der mit schönsten Sätze, die es für mich gibt, lauten: „Wir haben immer ein Bettchen für dich.“

Da ist es, das Gefühl von Heimat.
Es zeigt mir, dass diese Empfindung weniger auf einen geographischen Ort als auf ein herzliches menschliches Umfeld zugeschnitten ist. So war Frankfurt für die Zeit meines Aufenthalts mein Zuhause. Ich fühlte mich aufgehoben und mit offenen Armen empfangen.

Als Gastgeber ist es eine grosse Kunst, wenn dieses Gefühl bedingungslos vermittelt werden kann. Das hat menschliche Größe. Ein Zeichen von Liebe.

Vielleicht liegt der Gastfreundschaft sogar ein schlauer Austausch an Geschenken zugrunde, der, wenn wir ihn uns vor Augen führen, dazu führen kann, unsere eigenen Türen noch öfters zu öffnen. Denn auch der Gastgeber kann durch einen Reisenden beschenkt werden: es zieht nicht nur neue Energie in die eigenen vier Wände ein, sondern es flattern auch frische Ideen, Reiseberichte und Erzählungen ins Haus, ohne sich selbst fortbewegen zu müssen.
Eine win-win-Situation vielleicht sogar für beide Parteien?

@anke.mdb danke von Herzen für Dich, Dein Türöffnen, Deine Liebe zu Teilen. Es war wunderbar und ich komme sicher wieder

!!

Wieviel Gefühl braucht ein balanciertes Leben?

Ich war heute früh zum Café mit einem Firmengründer verabredetet. Nein, keinem start-up Gründer, sondern mit jemandem, der schon seit mehreren Jahrzehnten sein Unternehmen führt. Wir kamen auf meinen Besuch bei der Buchmesse zu sprechen und meiner Lesung am Freitag Abend in Frankfurt. Er wollte wissen, von was mein Buch „Don’t kill me, I’m in love“ handelt.  

Die Novelle erzählt von dem Gefühl der Liebe, führte ich aus. Es geht nicht um die Durchschnittsliebe – die Liebe, deren Verlust man einigermaßen unbeschadet überstehen kann. Vielmehr erzählt sie anhand der Protagonist Ada von der Empfindung, die die Macht der Zerstörung in sich trägt, weil sie das menschlich Innere zum Brodeln bringt. Das passiert nur selten im Leben. 

Während meiner Research Zeit für das Buch, bin ich auf Menschen gestoßen, denen ein derartiger Gefühlsvulkan noch nie wiederfahren ist. Ich lasse an dieser Stelle offen, ob eine solche Erfahrung im Leben überhaupt notwendig ist. Sie aber erleben zu dürfen, stellt für mich persönlich, eine große Bereicherung im Leben da. Unabhängig von der Dauer der Liebesgeschichte. Vielleicht liegt das daran, dass ich der Auffassung bin, dass das Lieben auch ein Ende haben darf.  

Meine Figur Ada wagt sich entgegen aller rationalen Erwägungen in die Liebe, erklärte ich weiter. Dafür habe ich die Konstellation einer Dreiecksbeziehung gewählt. Karl, verheiratet und Vater der kleinen Tochter Lilly, wurde von mir derart skizziert, dass er das erste Mal erfährt, was Liebe auch bedeuten kann: eine besondere Tiefe und Verbundenheit zu einer anderen Frau, die ihm bislang in der Partnerschaft zu seiner Ehefrau fremd war. 

Was tun, wie agieren, wie entscheiden? Wann ist ein Vater ein „guter“ Vater, wie reagiert das Umfeld? Wie lange kann ein solcher Zustand aufrechterhalten werden und was passiert danach? Ist es nicht doch besser der Ratio zu folgen? Gerade dann, wenn klar ist, dass Emotionen kommen und gehen? Gefühle sind schließlich nicht verlässlich. 

Mein Frühstückspartner lehnte sich zurück, verschränkte seine Hände und sagte: „Interessant, derart viel Gefühlsbeben habe ich mir in meinem Leben nie erlaubt. Ich war immer viel im Kopf“. Dabei beugte er sich nach vorne und klopfte sich mit seinem Zeigefinger auf seine Schläfen, bevor er nach ein paar Sekunden Schweigen ergänzt:

„Heute weiss ich nicht, ob das der richtige Weg war.“

Meiner Meinung nach ist es eine Kunst, das Herz und den Verstand in Einklang zu binden. Gerade im von maskuliner Energie geprägtem Umfeld des Wirtschaftslebens zählt die Ratio mehr als das Gefühl. Auch ich hatte eine Phase in meinem Leben, in der ich viel im Kopf lebte. Immer wieder brauchte ich Begründungen, Erklärungen und ein Verständnis für das, was ist. Die Freude des Älter Werdens beinhaltet jedoch auch den Umstand, das Herz sprechen lassen zu dürfen und ihm zu folgen. Auch, wenn die Logik den Schritt erst einmal nicht versteht. So ist es jedenfalls bei mir. 

Ein besonderes Highlight im Alltag ist es für mich, wenn Herz und Verstand im Einklang stehen. Das ist meiner Meinung nach auch der beste Weg, diesem ver-rückten Leben zu begegnen. Es ist dann, als würde sich der Osten und der Westen der Welt, der eine Teil steht für den Bauch, der andere für den Verstand, vereinigen. 

Dann ist wieder ein Stückchen Frieden erreicht. 

https://linktr.ee/dontkillmeiminlove

Wem ich gerne begegnen würde?

Simone de Beauvoir zum Beispiel. 

Bestleistungen in ihrem Studium an der Sorbonne und der École Normale. 

Lehrerin, Schriftstellerin sowie existenzialistische Philosophin.

Geboren 1908.

Bin ich in NY, SF oder auf Bali erklären sich mir Liebespaare gerne wie folgt: „We are in an open relationship.“

Was „openess“ in diesem Zusammenhang bedeutet (Die Betrachtung bestimmter Magazine oder maximale Intimität mit Dritten – von 0 bis 100 ist alles möglich), mag an dieser Stelle dahingestellt bleiben.

Simone de Beauvoir pflegte jedenfalls genau eine solche (!?) offene Partnerschaft mit Jean-Paul Satre, neben dem sie 1986 begraben wurde.  

Ihrer Meinung nach stellt die Liebe in patriarchalischen Gesellschaften eine Gefahr für die Frauen dar.

Simone’s Begründung ist einfach: Frauen könnten in dieser Art der Gesellschaftsstruktur ihre Begabungen schlicht nicht ausleben.  

Die Liebe sei dann deren Ausweg aus der Frustration. Dass sich an den Mann andocken, die Selbstaufgabe. Der Mann, der an ihrer Stelle frei lebt und denkt. Frauen, die dabei akzeptieren, dass ihre eigene Geschichte vom anderen Geschlecht geschrieben wird. 

Sicherlich eine Möglichkeit der Interpretation, um besser zu verstehen, was sich die letzten Jahrtausenden aufbaute und aufstaute.

Gleichzeitig die Frage: können wir Frauen nicht „mehr“? War/Ist es tatsächlich „so“ einfach mit uns? Es gibt mehr Frauen als Männer auf der Welt – warum dann kein früherer Aufschrei, kein Aufbegehren? Gerade auch, weil wir den Männern in vielen Dingen überlegen sind – so wie sie es uns gegenüber in bestimmen Angelegenheiten sind. 

Anm.: Ein Umstand, den ich persönlich begrüße, denn er lädt zum Tanz der Geschlechter ein, der trotz (oder gerade wegen?) unserer Unterschiedlichkeit auf Augenhöhe geführt werden kann.

Erinnerungen an Lombok tauchen auf. Ich bin zurück im Norden der Insel. Auf der kleinen Permakultur Farm im nirgendwo. In einer Gegend, in der der Handel noch ohne Geld abgewickelt wird. Eine Gegend der absoluten Religion und in einer Gegend, in der Frauen erst durch die Heirat Zugang zur Gesellschaft erhalten. Ohne Eheschließung sind sie nichts wert. Dann werden sie für den Rest ihrer Familie schwer wie Blei. Die Erinnerung an das Gespräch auf einem kleinen Markt. Ausschnitt anbei und in Bio. 

Simone de Beauvoir. Anhängerin, keine konventionellen Beziehungen zu führen. Dafür die eigene Selbständigkeit entgegen aller Hindernisse zu behaupten. 

Keine Ehe. Stattdessen das Offene mit Jean-Paul Satre. 

Vielleicht sogar ohne jemals eine verbindliche Definition dafür gefunden zu haben. Eventuell bedarf es diese aber auch überhaupt nicht. 

Gefühle kommen und gehen schließlich. 

Die Unbeständigkeit als einzige Konstante.

https://open.spotify.com/episode/5uaMjME2NPClLNLJfHrOhf?si=a980641eb1e24116