☆ STORY BIAS
Unser Leben ist ein Wirrwarr, schlimmer als ein Wollknäuel.
Viele Ereignisse, Erfahrungen und Erlebnisse machen in dem Moment des Erlebens keinerlei Sinn. Dennoch suchen wir angestrengt nach der Sinnhaftigkeit und versuchen Zusammenhanglosigkeit zu vermeiden.
Warum? Ich glaube, weil wir so wahnsinnig gerne Geschichten hören. Nicht Tatsachen, sondern am besten Geschichten, die emotional miteinander verknüpft sind. Zu Geschichten fühlen wir uns hingezogen. Deswegen verkaufen sich Romane und Kinofilme.
Das Chaos des Lebens versuchen wir zu ordnen, die Einzelheiten des Alltags zu einer Geschichte zu zwirnen. Schließlich wollen wir, dass unser Leben einen linearen Strang ergibt, an dem wir uns entlang angeln können, wenn wir es brauchen. Manchmal wird das als der „Sinn des Lebens“ beschrieben. Schaffen wir Konsistenz, sprechen wir gerne von „Identität“ und fühlen uns sicher.
Dieser Vorgang passiert nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch auf dem Niveau der Weltgeschichte: wir suchen solange nach einer widerspruchslosen Story, bis wir sie gefunden haben. Erst dann „verstehen“ wir, warum das Handeln eines Idioten wie Hitler endlich zum Ende gelangen konnte oder die Bindung des USD an Goldreserven aufgegeben wurde.
Dass, was wir heute „verstehen“ nennen, hat damals aber niemand verstanden. Wir konstruieren gerne nachträglich die Sinnhaftigkeit in eine Geschichte hinein.
Es gibt schließlich eine Grund, warum die Mythologie auf ein so hohes Alter zurückblicken darf.
Story Bias: Geschichten verdrehen und vereinfachen die Wirklichkeit. Sie lassen schlicht auch das weg, was nicht so recht ins Bild passen mag.
Deswegen klappt es auch so gut mit Marketing und den Medien.
Happy Feiertag.
Love
Coco