☆ Imperialistencafés & mehr

Ich habe noch nie verstanden, warum Menschen einmal um den Globus fliegen (oder auch nur ein Stückchen), um sich dann in einem Mehrsterne Hotel einzubunkern. Sie sitzen dann etwa in Kolumbien, Mexico oder auch in Malaysia irgendwo am Strand und schlürfen Cocktails. Die Angenehmlichkeiten des Mehrsternehotels sind so gut, dass man gerne dort verweilt und, wenn überhaupt, dann Touren bucht um sich das Land „anzuschauen“. „Meet the real tribes“ (Amazon region Peru), „Spend a day in the desert“ (Morocco) or „Visit Jodhpur, the blue juwel“ (India). You are then carried away, pampered to „discover“ and natives show you their dances on stage and provide you with other insights. It’s like a show but not real.

Ich konnte das noch nie, was auch daran liegt, dass ich Gruppendynamiken bestmöglich aus dem Weg gehe. Ich verstehe den Luxus, den so ein Hotelaufenthalt bringt, denn auch ich lasse mich davon einlullen. Aber es bedeutet eben nicht Land und Leute kennenzulernen. Im Grunde könnte ich für eine solche Erfahrungen auch gleich zuhause in Bayern bleiben, mich ins Kranzbach einbuchen und dabei aufs Ganze gerechnet auch noch Geld und sonstige Aufwendungen (etwa Anreise Action) sparen. Ist entspannter. Ich könnte dann zudem eine gute Dokumentation über ein fremdes Land schauen, und würde so im Zweifel mehr erfahren, als eben im Hotelbunker am malayischen Strand.

Jeder hat seinen Preis, auch ich. So gibt es etwa in fast jedem touristisch zugänglichen Punkt (variiert je nach Größe des Ortes) „Imperialistenplätze“. Ich bezeichne solche Orte als Plätze, in denen es nach westlichen Standards zugeht. Fluchtpunkte nach Hängemattennächte, langem Warten auf den nächsten Bus an einer stinkigen Straße und auch, ganz ehrlich, um sich von diesem elendigen Leid, dass es in diesen genannten Ländern an allen Ecken gibt, schlicht freizukaufen. Irgendein Ex-Hippie hatte dann meist die Idee, ein Café oder Restaurant zu eröffnen und solche Menschen wie mich aufzufangen und etwas zu bieten, was man eben auch vermisst: die saubere, geordnete Normalität. Geputzte Tische, Croissants (im Amazon!), westliche Musik, Pasta. Ich bin ehrlich: ich brauche das auch hin und wieder, um meine Batterien zu tanken und stehe spätestens dann wieder auf der anderen Seite, der der wenigen Privilegierten auf der Welt. Ich kann mich frei kaufen von dem Dreck und der Hitze.

Klar, nun kann ich argumentieren, dass ich das Geld schließlich selbst erarbeitet habe blablabla. Im Grunde ist es aber etwas anderes: ich hatte einfach Glück. Ich hatte verdammtes Glück auf der anderen Seite geboren zu sein und damit Chancen im Leben zu bekommen.

Glück: dieser Funke, der ist wie ein Tennisball, der beim Match auf das Netz fällt und bei dem noch offen ist, auf welcher Seite er als Match Point letztlich im Feld auftrifft.

Diese Menschen, die behaupten, alles ist möglich, wenn Du nur daran glaubst – das ist scam. Du kannst sehr viel erreichen, wenn Du daran glaubst. Und der Glaube ist wichtig. Aber er ist nicht alles. Es gibt das Schicksal, Gott, Glück – egal, wie Du es benennen willst: dieser Funke ist außerhalb Deiner Reichweite.

Alles andere ist bullshit und kann nicht wirklich den Menschen gegenüber erwidert werden, die vor den Mehrsternehotels oder Imperialistencafes stehen, um zu betteln oder ihre kleinen Anhänger aus Jaguarzähnen oder Tropenvogelfedern zu verkaufen.

☆ Veröffentlichung des englischen Hörbuchs von ”Crazy for Life: In Love with Life”

Eigentlich sollte das ein Wimmelbild werden. Das sind mit die witzigsten und spannendsten Darstellungen überhaupt. Vielleicht ist mir die Einspielung des englischen Hörbuchs von „Crazy for Life: In Love with Life“ (mein erstes Buch) ein wenig besser gelungen. Entstanden ist das Hörbuch im vergangenen September in Berlin im Wohnzimmer von Freunden. Ich habe mich ein paar Tage dort zurückziehen dürfen, das Mikrofon aufgebaut und los ging es.

Seit kurzem ist es nun genauso wie die deutsche Einspielung überall dort erhältlich, wo es Hörbücher gibt. Ach so, nein, ich bin nicht native English, aber wollte es trotzdem machen! Sicherlich ist es nicht perfekt, aber darum ging es mir auch nicht. Ich bin schon glücklich, wenn sich der ein oder andere meiner Freunde in der fernen Welt dadurch inspiriert fühlen mag. Dann allein war es die Mühe wert! (Es sind 40 Kurzgeschichten, die auf dem Burning Man genauso wie am Tegernsee bei den Waldfesten spielen)

Macht das Beste aus dem heutigen Tag – er ist einmalig.

Eure Corinna-Rosa

https://linktr.ee/CRAZYFORLIFEhttps://spoti.fi/3I4LPD6

Ps: Danke an Ali Mitgutsch. Ich hatte das Vergnügen, mich mit ihm in seinem Atelier in der Münchner Türkenstrasse länger auszutauschen zu können. Er sagte damals schon: „Nur, wer die Welt von oben betrachtet, sieht das Ganze“. Habs gut, lieber Ali, da oben über den schwerelosen Wolken!! Ich bin mir sicher, bei der Perspektive runter auf die Welt wimmelt es nur so.