„Leben ist immer lebensgefährlich“, so schrieb schon Eric Kästner. Tod, Angst und Krankheit gehört zu unserem Leben dazu. Wir werden alle drei nicht los. Gleichzeitig gehört zum Leben aber auch die Neuschöpfung, die Kreation und die Geburt.
Derjenige von uns, der sich die Freiheit nimmt, Kreativität als Lebensform zu verstehen, wird sich dafür mittelfristig auch die entsprechenden Lebensumstände suchen. Diese Suche ist sicherlich mühsam, aber es gibt auch keine Regel die sagt, dass das Leben einfach sei. „Zu Leben“ bleibt vielleicht immer eine Herausforderung.
Kreative Menschen erweitern typischerweise den Blickwinkel auf die Welt und füllen den Platz außerhalb der Komfortzone. Schon Joseph Beuys bezeichnete die schöpferische Tätigkeit als eine Freiheitswissenschaft und sah kreative Schöpfer als Philosophen der Freiheit an. An dieser Stelle sei erneut betont, dass es neben der „ich“-bezogenen Freiheit vor allem die Freiheit gibt, die auch Möglichkeiten „für“ andere schafft. Freiheit bedeutet nämlich auch Verantwortung für andere, für die Gesellschaft.
Joseph Beuys wollte mit seinem erweiterten Kunstverständnis dabei vor allem konkrete Fragen der Lebensgestaltung und Lebensführung in den Fokus stellen. Laut Beuys hat jeder Mensch einen Schöpfergeist in sich, so dass für ihn auch ein jeder Mensch ein „Künstler“ ist. Mir gefällt dieser Gedanke sehr gut, weil schließlich jedes kreative Handeln die Welt formt, in der wir leben. Letztlich modellieren wir auch die Gesellschaft, in der wir zu Hause sind – durch jede Norm und Regelung, jedes nicht-geschriebene Verhaltensmuster. Die Gesellschaft ist wie eine Skulptur, an der nie endend wollend gefeilt, angefügt und abgetragen wird.
Ein kreatives Leben zu führen, erfordert für Beuys Anstrengung, Planung, Organisation und Handwerkszeug. Einfach nur „mal zu machen“ kann klappen, besser ist es für ihn aber, den kreativen Prozess mehr als nur dem unsortierten Innenleben des Einzelnen zu überlassen und zuerst einen Überblick über die verschiedenen Kräfte zu erlangen.
Konstruktiv-gestalterisch tätig zu werden, bedeutet sich mit Energie zu befassen. Nur dort, wo sich Energie befindet, kann Dynamik entstehen und Bewegung erlauben. Dieser Prozess ist immerzu der gleiche: ganz unerheblich, ob ich ein Bild male oder mich mit Fragen der Wissenschaft, Technologie oder Alltag befasse. Die Schöpfung ist eine wesentliche Quelle der menschlichen Verwirklichung. Kreativität berührt somit nicht nur den Bereich der Arbeit, sondern vielmehr das gesamte Leben an sich.
Dabei darf Kreativität auch in dem Sinne verstanden werden, dass die Welt ein bisschen besser zurückgelassen wird, als man sie vorgefunden hat. Das klappt dann, wenn wir Intelligenz und Kreativität nicht nur dann einsetzen, um egoistischen Motiven nachzugehen. So bedeutet Ökonomie schließlich auch mehr als reine Profitmaximierung.
Kreativität hat die Macht, vieles zu verändern.
Los gehts.
Für jeden einzelnen von uns.